Wie bestimme ich den Wert einer Nischenseite?
Immer wieder wird die Frage an mich heran getragen, wie man den Wert einer Nischenseite bemisst, die man kaufen oder die man verkaufen möchte. In diesem Beitrag beantworte ich die wichtigsten Fragen und Du bist dann hoffentlich etwas schlauer.
Der Unterschied zwischen dem Preis und dem Wert einer Nischenseite
Schon meine Großmutter wusste folgende Weisheit:
Wert ist das, was Du bekommst und der Preis ist das, was Du dafür bezahlst.
Ganz vereinfacht ausgedrückt wäre eine Webseite exakt das wert, was ich dafür bekomme. Oder anders ausgedrückt. Eine Webseite besitzt exakt den Wert, den ein Käufer maximal dafür bezahlen würde.
Mir ist aber klar, dass diese allgemeine Wahrheit in der Praxis nicht unbedingt weiter hilft.
Denn letztlich geht es um objektive Faktoren, die dabei helfen sollen, möglichst exakt den Wert von einer Nischenseite zu ermitteln.
Was bestimmt den Wert einer Nischenseite?
Es gibt jede Menge Faktoren, welche Einfluss auf den Wert einer Nischenwebseite ausüben können.
- Der Ertrag der Webseite (Faustformel: 30 bis 40 mal dem monatlichen Durchschnittsertrag über einen Zeitraum von 6 bzw. 12 Monaten)
- Alter der Webseite
- Umfang (Wie viele Artikel?)
- SEO Optimierung
- Anzahl der Besucher (täglich, monatlich, jährlich)
- Wie gut lässt die Nische sich monetarisieren?
- Welche eigene Expertise ist notwendig?
- Wie einfach ist es weiter gleichwertigen Content zu produzieren?
- Wie hat sich der Umsatz entwickelt. Befindet sich die Nischenseite in einem Aufwärtstrend, in einer Seitwärtsbewegung oder gar in einem Abwärtstrend?
- Handelt es sich um eine Trendnische (Stichwort: “Fidgetspinner”) oder um eine “Zeitlos-Nische” bzw. Evergreen-Nische?
Du siehst. Es gibt jede Menge Einzelfaktoren, die Einfluss darauf haben, ob Du mit dem Kauf einen guten, einen neutralen oder gar einen schlechten Deal machst.
Die Faustformel: Kaufpreis = monatlicher Ertrag mal 30
Diese Faustformel ist immer etwas vom Kapitalmarkt abhängig. Je niedriger die Zinsen desto mehr Ausweichmöglichkeiten suchen Kapitalanleger.
Und das Betreiben von Nischenseiten gehört nun einmal zu den Formen der Kapitalanlage. Der derzeitige Niedrigzins tut sein Übriges, so dass derzeit eher sogar etwas mehr bezahlt wird. Bis zum 40fachen (teilweise auch erheblich mehr) des Monatsertrags müssen hingelegt werden.
Ich rechne aber weiterhin konservativ mit dem Faktor 30. Denn der ist momentan relativ problemlos auf dem Markt durchzusetzen.
Ein Beispiel wäre eine Webseite mit 50 Euro Einnahmen im Monat. Laut der Faustformel wäre der Wert dieser Webseite jetzt mit mindestens 1.500 Euro zu beziffern.
Vereinfacht lässt sich die Faustformel auch als Basiswert einer Nischenwebseite bezeichnen
Ich spreche deswegen vom Basiswert, da es eine Reihe von Faktoren gibt, welche diesen Basiswert nach oben oder nach unten beeinflussen können. Ich werde der Reihe nach einige dieser Faktoren abhandeln:
Welches Content-Management System wird benutzt?
So jetzt kommt die erste harte Wahrheit. Für mich gibt es nur eine Frage: WordPress oder nicht WordPress.
Alles was nicht mit WordPress realisiert wurde, wird mit “Punktabzug” bestraft.
Das hat ganz einfach den Grund, dass WordPress das mit Abstand bekannteste und verbreitetste CMS ist. Es ist leicht, sich entweder selbst darin einzuarbeiten oder aber diese Tätigkeiten auszulagern. Das Internet ist voll mit Problemlösungen zu nahezu allen Problemchen, welche entstehen können.
Vorsichtig wäre ich insbesondere bei Eigenentwicklungen. Änderungen oder Erweiterungen können oft nur schwer bis gar nicht oder nur von der Person durchgeführt werden, welche dieses System entwickelt hat.
Hier ist man dann sehr gebunden. Und wenn man dann sehr aufwendig alles in WordPress konvertieren muss, kostet das jede Menge Ressourcen in der Manpower und auch finanziell.
Die Einnahmenentwicklung der Webseite: Seitwärts-, Aufwärts- oder Abwärtsbewegung
Es sind nicht nur die Einnahmen der letzten sechs bzw. der letzten 12 Monate entscheidend.
Maßgeblich ist auch zu wissen, wie die Einnahmen der Webseite sich entwickeln.
Ist ein Aufwärtstrend, eine Seitwärtsbewegung oder gar ein Abwärtstrend zu beobachten?
Wenn die Nischenseite ihre Einnahmen im Trend ständig weiter entwickeln konnte, dann ist das prinzipiell ein gutes Zeichen. Denn es zeigt, dass eine Entwicklung stattfindet und dass man es wohl relativ leicht schaffen kann, diesen Trend aufrecht zu erhalten bzw. weiter zu beschleunigen.
Eine Seitwärtsbewegung, also keine bis wenig Schwankungen bei den Einnahmen, spricht erst einmal für Stabilität und Sicherheit. Hier wäre dann zu überprüfen, ob man Verbesserungen findet, um aus der Seitwärtsbewegung eine Vorwärtsbewegung zu machen.
Hat man hier Ideen, kann man durchaus den Multiplikator etwas hochsetzen. Oftmals kann es ausreichen, bessere Monetarisierungsmöglichkeiten zu finden oder auch die SEO Anstrengungen etwas zu erhöhen.
Vorsicht ist bei Abwärtsbewegungen geboten.
Hier muss genau untersucht werden, woran das liegt. Verkäufer behaupten in solchen Fällen oft, dass ihnen die notwendige Zeit fehlte, sich um die Seite zu kümmern. Dass aber ein Kinderspiel sei, diese Entwicklung wieder umzukehren.
Solche Aussagen sollten aber niemals ungeprüft geglaubt werden. Abwärtsbewegungen sind nämlich immer ein Alarmsignal, dass irgend etwas mit dem Projekt nicht stimmt.
Das kann eine Abstrafung bei Google sein. Oder auch nur eine Anpassung im Suchalgorithmus wäre möglich und denkbar. Grund könnten auch starke Konkurrenzseiten sein, die nur sehr oder gar nicht einzuholen sind.
Oder noch trivialer: Das Thema könnte einfach nicht mehr gefragt sein. Das Paradebeispiel des “Fidgetspinner” dürfte wohl jedem noch in Erinnerung sein.
Diese Dinge solltest Du in jedem Fall überprüfen:
- Rankings bei Google?
- Könnte eine Abstrafung von Google vorliegen (toxische Backlinks, Spam, kein unique Content?)
- Gibt es ausreichend Monetarisierungsmöglichkeiten. Es ist immer schlecht nur auf ein Pferd zu setzen.
Was ist mit monatlichen Einnahmen gemeint?
Aufpassen musst Du wirklich mit dem Begriff Einnahmen. Denn nicht jeder versteht darunter das Gleiche.
Verkäufer neigen gerne dazu jeden Cent Einnahmen auf der Habenseite zu verbuchen aber gleichzeitig die notwendigen Ausgaben der Webseite zu ignorieren bzw. zu unterschlagen.
Und da muss man aufpassen, dass alles nicht schnell zur Milchmädchenrechnung wird.
Ertrag = Einnahmen minus Betriebskosten
Nehmen wir mal an, du willst eine Webseite mit 100 Euro Einnahmen kaufen. Die Eckdaten stimmen alle, ein Faktor von 30 wäre also angemessen.
Somit sind wir bei einem Basisverkaufspreis von 3.000 Euro.
Jetzt wurde allerdings vergessen, die Betriebskosten noch abzuziehen. Das wären insbesondere die Kosten für das Hosting, für das Theme, den Email-Dienstleister, kurzum alle Kosten, die zur Aufrechterhaltung der Webseite entstehen.
Sagen wir also mal in unserem Fall einer kleinen Nischenwebseite wären das anteilig 20 Euro im Monat.
Dann wären wir bei 80 Euro Ertrag. Diesen Ertrag multiplizieren wir jetzt mit dem Faktor 30. Somit ergäbe sich ein Verkaufspreis von 2.400 Euro. Immerhin schon ein Unterschied von 600 Euro beim Verkauf der Nischenseite.
Das mag jetzt bei so kleinen Umsätzen keine entscheidende Rolle spielen. Generiert die Nischenseite jetzt aber beispielsweise 1.000 Euro Einnahmen und hat Betriebskosten von 200 Euro, reden wir bereits über einen Unterschied von 6.000 Euro Unterschied beim Verkaufspreis. Das ist dann schon keine so unerhebliche Kleinigkeit mehr und macht schon einen deutlichen Unterschied, wenn es um den Wert einer Nischenseite geht.
Investitionskosten sind keine Betriebskosten
Investitionskosten, bei einer Webseite sind das in aller Regel die Erstellung von neuem Content, darfst Du nicht reinzählen.
Denn Investitionen dienen ja dazu, den zukünftigen Ertrag zu steigern.
Angenommen ich kaufe eine Webseite mit 100 Euro monatlichen Einnahmen. Jetzt sehe ich jedoch Entwicklungspotenzial und bin zuversichtlich dass ich mit regelmäßigen neuen Inhalten den Umsatz potenzieren kann.
Diese neuen Inhalte kosten mich jetzt beispielsweise 1.000 Euro.
Jetzt darf ich diese 1.000 Euro allerdings nicht von den aktuellen Einnahmen abziehen. Denn diese Einnahmen hätte die Webseite wohl weiter, auch wenn nicht investiert werden würde.
Also daran denken. Investitionen sind oft gut und notwendig und können einen ausgezeichneten Hebel darstellen. Investitionen sind häufig auch der einzige Weg, die Nischenseite auf eine neue Stufe zu bringen.
Und Investitionen machen einen Kauf manchmal erst richtig lukrativ.
Und das ist ja eine gute Geschäftsidee.
Du kaufst eine fertige Webseite ohne oder mit nur wenig Einnahmen und hübscht diese auf und verkaufst sie anschließend wieder gewinnbringend oder Du nutzt den Ertrag als lohnendes Passiveinkommen.
Es gibt hier sicherlich genug spannende Monetarisierungsideen.
Verkäufer von Webseiten argumentieren häufig mit dem Kosten-Ansatz – Das ist aber falsch!
Häufig treffe ich bei Verkäufen von Nischenseiten auf folgende Argumentation:
Ich habe bereits xxxx Euro in die Entwicklung der Webseite gesteckt. Dieses Geld hätte ich gerne beim verkauf wieder zurück!
Diese Argumentation klingt logisch und nachvollziehbar. Doch leider ist sie falsch und sollte keine Rolle beim Verkäufer spielen.
Entscheidend ist nämlich nicht, wieviel in ein Nischenprojekt bereits investiert wurde. Das ist für den Käufer total irrelevant, da dieser Wert nicht das geringste darüber aussagt ob es ein gutes oder kein so gutes Geschäft ist.
Entscheidend für den Verkaufspreis ist alleine der Wert einer Nischenseite. Sprich entscheidend sind die Einnahmen der Nischenseite oder wenigstens die Einnahmen, welche realistisch gesehen in einem Zeitraum von 12 Monaten möglich und wahrscheinlich sind.
Wichtig ist das Potenzial eines Nischenprojekts
Diesen Punkt sehe ich als den wichtigsten Punkt an, wenn es um die Wertbestimmung geht.
Welches Potenzial hat das Projekt und wo stehe ich in 6 Monaten und in einem Jahr mit welchem Einsatz?
Angenommen ein Projekt mit nur wenig Einnahmen steht zum Verkauf. Jetzt schaue ich mir das Projekt genau an. Wie sind die Rankings? Welche Backlinks sind vorhanden? Von welcher Qualität der Beiträge sprechen wir? Wie leicht ist es neuen und hilfreichen Content zu produzieren? Zu welchen Suchbegriffen kann ich noch optimieren? Was muss ich dafür neben dem Kaufpreis noch investieren und wie wahrscheinlich ist es, damit Erfolg zu haben?
Du siehst das Potenzial macht viel aus. Ich selbst bevorzuge Webprojekte, welche ihr Potenzial noch wenig bis gar nicht nutzen.
Also ich suche die “ungeschliffenen Diamanten”. Denn die sind günstig zu bekommen und mit überschaubaren Aufwand auszubauen.
Während eine Webseite, die ihr Potenzial bereits voll ausgereizt hat, mit Vorsicht zu genießen ist. Denn da ist eine weitere Aufwärtsbewegung nicht zu erwarten. Dagegen besteht die beständige Gefahr, dass Konkurrenten angreifen und die Claims streitig machen.
Zumal der Kaufpreis bei den ausgereizten Webseiten eben auch sehr hoch ist. Meist wird da noch weit mehr als das 30 fache der Monatseinnahmen verlangt und auch bezahlt.
Fazit:
In der heutigen Zeit der niedrigen Zinsen werden für Nischenprojekte im Allgemeinen hohe Preise bezahlt. Denn Nischenseiten gehören nun einmal zu den gefragten Investitionsmöglichkeiten.
Allerdings ist es nicht immer leicht einen fairen Wert einer Nischenseite zu bestimmen. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle.
Als Faustregel lässt sich die Formel “Fairer Wert = monatlicher Ertrag * 30” heranziehen.
Es macht meistens mehr Sinn Nischenseiten mit wenig oder gar keinen Einnahmen zu kaufen. Allerdings nur dann, wenn die realistische Chance besteht über einen Zeitraum von einem Jahr eine deutliche Wertsteigerung zu erreichen.
Auf gar keinen Fall sollten Seiten gekauft werden, welche von Google abgestraft wurden, die nicht auf WordPress basieren oder die einfach nicht über ein vernünftiges Potenzial verfügen.